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Die Landmasse, die heute die Lahnregion bildet, lag vor 380 Mio. Jahren – im Zeitalter des Mitteldevon - ca. 20° Grad südlich des Äquators in einem warmen Meer. Sonneneinstrahlung, warmes Wasser und untermeerische vulkanische Aktivitäten schufen die Voraussetzung dafür, dass sich Riffe bilden konnten, ähnlich den uns bekannten Riffen des Great Barrier Reefs vor der Nordostküste Australiens. Hauptriffbildner waren Stromatoporen, die zu den Schwämmen zählen, und Korallen. Riffe lassen sich grundsätzlich in drei Bereiche einteilen: Während im Vorriffbereich das Meer anbrandet, ist der Hauptriffbereich relativ vor der Energie der Wellen geschützt. Der Rückriffbereich ist gekennzeichnet durch flaches Wasser und die Bildung von Lagunen. Noch heute lassen sich diese verschiedenen Riffzonen im devonischen Kalkstein nachvollziehen. Während der Vorriffkalk durch Bruchstücke von Stromatoporen, Korallen und den weiteren Riffbildnern, wie z.B. Seelilien, gekennzeichnet ist, finden sich bei den Kalksteinen des Hauptriffbereichs nahezu ungestörte, gewachsene Strukturen. Die Gesteine des Rückriffbereichs sind sehr feinkörnig und gleichmäßig. Im Laufe der Erdgeschichte driftete die Landmasse mit ihren maritimen Ablagerungen bis zur heutigen Lage ca. 50° nördlich des Äquators. Zwischenzeitlich entstandene Gebirge, vergleichbar mit den Alpen, verbunden mit vulkanischen Aktivitäten führten zu einer hohen Verdichtung des Materials und damit zur Bildung von Riffkalkstein, der in der Lahnregion eine Stärke von mehreren hundert Metern erreicht. Diesem Kalkstein fehlt aus Sicht der Geologie ein metamorpher Prozess, um diesen als Marmor im geologischen Sinne – wie beispielsweise der Carraramarmor – bezeichnen zu können. Aber gerade dieser nicht vollzogene Umwandlungsprozess macht den Reiz des Lahnmarmors aus, da die versteinerten Kalkbestandteile der Lebewesen noch heute deutlich zu erkennen sind - die Entstehungsgeschichte der mitteldevonischen Riffe und damit des Lahnmarmors kann aus dem Stein gelesen werden. Während Geologen beim Lahnmarmor nur von Kalkstein sprechen, verwenden Steinmetze den Begriff Marmor, da von ihnen jeder polierfähige Kalkstein als Marmor angesehen wird.