Dem Lahnmarmor fehlt aus Sicht der Geologie ein metamorpher Prozess, um diesen als Marmor im geologischen Sinne – wie beispielsweise den Carraramarmor – bezeichnen zu können. Aber gerade dieser nicht vollzogene Umwandlungsprozess macht den Reiz des Lahnmarmors aus, da die versteinerten Kalkbestandteile der Lebewesen noch heute deutlich zu erkennen sind. Die Entstehungsgeschichte der mitteldevonischen Riffe und damit des Lahnmarmors kann aus dem Stein gelesen werden. Während Geologen beim Lahnmarmor nur von Kalkstein sprechen, verwenden Steinmetze den Begriff Marmor, da von ihnen jeder polierfähige Kalkstein als Marmor angesehen wird.
Zu erkennen sind neben den Stromatoporen und Korallen auch Seelilien, Kopffüßler, Schnecken sowie Brachiopoden. Dem Betrachter bietet sich ein buntes Bild, bei dem Phasen des Wachstums und Störungsphasen – beispielsweise verursacht durch Tsunamis - abwechseln. Einblicke in ein Vorriff sind in Wirbelau möglich und in ein Rückriff im wenige Kilometer entfernten Schupbach. Der Lahnmarmor ist für sein breites Farbenspektrum bekannt. So ist das Rot in seinen vielen Schattierungen auf Vulkanismus zurückzuführen: Eisenhaltiges Wasser aus vulkanischen Quellen floss über Riffe und Sedimente, sickerte in Risse und Spalten, setzte Hämatit ab und hinterließ in dem an sich weißen Kalkstein das Rot oxydierten Eisens in allen Nuancen. Schwarz- und Grautöne entstanden, wo sich dunkler Ton mit dem Kalk absetzte oder wo Kohlenstoff, beispielsweise aus den Lagunen des Rückriffs, in den Kalkstein eindrang. Gelb- und Ockertöne entstanden aus Limonit (Brauneisenstein).
Vor diesem Hintergrund bietet der Lahnmarmor je nach Abbauort ein sehr differenziertes Bild. Steinmetze und Geologen, die das Abbaugebiet an der Lahn kennen, sind in der Lage die mehr als 100 Varietäten des Lahnmarmors den jeweiligen Steinbrüchen zuzuordnen. Einen guten Überblick bietet die Ausstellung der Musterplatten im Lahn-Marmor-Museum.
Die wichtigsten Varietäten sind: