Lahnmarmor Entstehung Unica Bruch Korallen LMM1

90 Besucher im Villmarer Unica-Steinbruch und Lahn-Marmor-Museum

Villmar (jw). Der Unica-Bruch in Villmar ist als weltweit einzigartiges Naturdenkmal bekannt. Am „Tag des Geotops“ haben Mitarbeiter des Lahn-Marmor-Museums staunenden Besuchern aus ganz Deutschland den rötlichen Stein mit seinen Jahrmillionen alten tropischen Tier- und Pflanzen-Einschlüssen in all seiner Farbenpracht gezeigt und als erdgeschichtliches Lesebuch präsentiert.

Sie kamen nicht nur aus Villmar, Weilburg oder Diez, sondern auch aus Frankfurt, Nürnberg, Erkelenz am Niederrhein oder Aachen, die naturgeschichtlich Interessierten, um sich die Spuren von Kalkschwämmen, Korallen, Muscheln und Seelilien in der aufpolierten Unica-Steinwand zu betrachten. Die waren die Riffbildner des Devonmeeres, ihre Kalkablagerungen und versteinerte Biomasse vor 380 Millionen Jahren ließen den Massenkalk der Lahnregion entstehen. Durch die Kontinentalverschiebung gelangte er an die heutigen Standorte.

Bernold Feuerstein, Helmut Hübinger, Ulrich Belz und Wolfgang Höhler erläuterten in zweistündigen Abständen, dass der Lahn-Marmor nicht unter dem hohen Druck stand wir der echte Marmor, aber gerade deshalb seine dekorativen Zeichnungen und Farben erhalten konnte. So färbten Eisen- und Mangan-Partikel den „Unica“ rot, andere Mineralien den „Bongard“ eher grau-rosa, den Wirbelauer Marmor grau, Calcite den Schupbacher Marmor schwarz. 25 Meter Unica-Wand im Steinbruch, symbolträchtige 380 Meter hinter dem Villmarer Bahnhof und dem Lahn-Marmor-Museum, sind poliert, angefeuchtet tritt das Rot deutlich hervor. Auffallend viele unterschiedliche Stromatoporen (Schwämme) sind erkennbar, Tentakel von Korallen, Pflanzen. „Aber woher kommen diese Risse im Stein?“, fragt ein Besucher. Ein Erdbeben könnte sie verursacht haben.

In der Nähe arbeiten Steinmetz Gerhard Höhler und der handwerklich begabte iranische Flüchtling Jamshid Yosoffi mit Hammer und Meißel aus einem Stück Bongard einen Hasen heraus, die Umrisse schon erkennbar, ein Geschenk für die Partnerstadt Kràliky (Grulich), die „Stadt der Hasen“. Es wird deutlich, dass Steinmetze und Bildhauer traditionsreiche Berufe waren. Die Arbeiten mit Seilsägen und diversen Werkzeugen schwer. Als vor etwa 400 Jahren der Abbau des Lahnmarmors begann, wurden zunächst nur Grabsteine hergestellt. Schleif- und Poliertechniken brachten die Schönheit des Steines hervor, jetzt kamen viele Aufträge von Kirchen. Zuletzt 1989, als noch einmal Blöcke aus dem nahen Bongardbruch für sechs Säulen der Jesuitenkirche in Mannheim aufwendig herausgebrochen wurden. In den 70er Jahren gaben viele marmorverarbeitende Betriebe auf, Villmarer Marmor war viermal teurer als z. B. der Carrara aus Italien. Reste hat noch die Firma Bellroth-Schneider.

Was macht den Lahn-, besonders den Villmarer Marmor so einmalig? Weil er nicht nur in der heimatlichen Pfarrkirche, im Wiesbadener Kurhaus, dem Berliner Dom, in der Metro von Moskau, der Eingangshalle des New Yorker Empire State Buildings oder im Palast des Maharadschas von Tagore (Indien) verbaut ist? Weil Geologen der Universitäten Marburg und Gießen und der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt oder gar australische Professoren sich für ihn interessieren? Die Gründer des Vereins „Lahn-Marmor-Museum“ wollten jedenfalls 1998 die Entstehung, Geschichte und Verarbeitung des Marmors öffentlich zugänglich machen und Teil des Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus werden. Ausstellungen in der Burg Runkel und viele Jahre in einem historischen Gebäude am Villmarer Brunnenplatz fanden im März 2016 mit der Eröffnung des „LMM“ ihren endgültigen Platz. Für Wolfgang Höhler (dem Villmarer „Herrn der Steine“) ging ein Traum in Erfüllung. Träger des Museums ist jetzt eine Stiftung. 10 000 Besucher werden bereits im ersten Jahr erwartet. Dafür will auch Museumsleiterin Nadja Bartsch sorgen. Sie setzt viel auf die Kooperation mit Schulen und Kindergärten. Neugierig wechselten die Besuchergruppen des Unica-Steinbruchs in die Ausstellung des neuen Geo-Informationszentrums.

Jürgen Weil, 18.9.2016

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