Das Lahn-Marmor-Museum Villmar lud für den 1. Juli 2018 im Rahmen der Sonderausstellung „Die Leonhards“ zu einer Matinee der besonderen Art ein. Der Steinmetzmeister Johann Peter Leonhard (1793-1873) war nicht nur ein herausragender Vertreter dieser Steinmetz- und Bildhauerdynastie sondern verarbeitete seine Erlebnisse als nassauischer Soldat in der Schlacht von Waterloo literarisch. Erhalten sind ein Manuskript-Fragment mit seinen Erinnerungen an Waterloo sowie der fiktive Roman „Die Dessedeur“ (= „Die Deserteure“), worin er eigene Erlebnisse im Nassauischen Militärdienst (1813-1817) verarbeitet.
Aus der bewegten napoleonischen Zeit stammt auch die Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“, die Clemens Brentano und Achim von Arnim 1805-1808 veröffentlichten. Darunter Lieder, die vom Soldatenschicksal handeln. Gustav Mahler hat eine Reihe dieser Lieder Ende des 19. Jh. für Singstimme und Klavier (später auch mit Orchester) vertont. Im „Tambourgsell“ beklagt ein Deserteur auf dem Weg zum Galgen sein Schicksal u. a. mit den Worten „Gute Nacht! Ihr Marmelstein! Ihr Berg und Hügelein!“ Der Bezug zum „Marmelstein“ (= Marmor) mag zufällig sein, gibt aber einen weiteren Anlass, in der Matinee Texte von Johann Peter Leonhard mit Wunderhorn-Liedern von Mahler zu kombinieren.
Zu Beginn gab Willi Wabel einen kurzen Überblick über die geschichtliche Situation um die Schlacht von Waterloo. Die Leonhard-Texte las Dr. Wilhelm Lendle, der diese auch auf Basis der Original-Handschriften bearbeitet hatte. Die Liedvorträge übernahm der Bariton Jacob Winter, begleitet von Dr. Martin Krähe am Klavier. Im Anschluss führte Rudolf Conrads durch die Leonhard-Ausstellung.
Vor dem Hintergrund der überaus gelungenen Veranstaltung, soll diese Matinee im nächsten Jahr wiederholt werden